Masterplan - Traunpromenade (Plan: Architekturbüro Hinterwirth)

Wir sind enttäuscht

Und ganz ehrlich gesagt, auch ein wenig angefressen auf uns selbst. Denn wider besseren Wissens und ganz entgegen des mehr als schlechten Gefühls, haben wir im vorigen Jahr der Vergabe des Masterplans für die Entwicklung des Ortszentrums zugestimmt. Wir wollten mit an einem Strang ziehen, damit hoffentlich ein frischer Wind in Ebensee aufkommt. Leider ist daraus nur bestenfalls ein laues Lüftchen geworden. So lau und ein wenig schal, dass es zurecht im Ort so gut wie nicht beachtet oder gar ernstgenommen wird.

Was ist schief gegangen? Woran ist das Projekt bisher gescheitert und kann man es noch retten?

Masterplan - Planungsbereich (Plan: Architekturbüro Hinterwirth)

FEHLENDE EINBINDUNG DER BEVÖLKERUNG

Für das Gelingen eines so großen Vorhabens braucht es sehr breite Zustimmung und vor allem positive Stimmung in der Bevölkerung. Darum müssen die Menschen im Ort sehr frühzeitig und umfassend eingebunden sein.

Diese Einbindung - wenn man es so nennen will - beschränkte sich auf drei Veranstaltungen. Den Anfang machte ein Workshop mit dem Gemeinderat. Es wurden fünf Kernbereiche nach Wichtigkeit gereiht. Wobei der Zeit­horizont und Möglichkeiten der Verwirklichung keine wesentliche Rolle spielten.

Der nächsten Schritt war eine Veranstaltung mit Wirtschaftstreibenden, Vereinen und AnrainerInnen. Die Kernbereiche wurden vorgestellt, die Anwesenden konnten wiederum eine Reihung nach Wichtigkeit vornehmen.

Im bisher letzten Schritt wurde die Bevölkerung zu einer Präsentation eingeladen. Mit der Abgabe eines Zettels konnte man bekunden, welche der fünf vorgestellten Projekte als wichtig und weniger wichtig eingeschätzt werden. Ebenfalls gab es weiterhin bis Mitte Mai die Möglichkeit, diesen Zettel noch auszufüllen und dabei auch ein Interesse an der Mitarbeit zu bekunden.

Masterplan - Radwegplanung (Plan: Architekturbüro Hinterwirth)

ERWARTUNGEN NICHT ERFÜLLT

Das Planungsteam hat seinen Auftrag erfüllt. Das wollen wir nicht absprechen. Am Ende des Prozesses sollte ein grober Plan mit Kernbereichen und grundlegenden Vorstellungen stehen, der dann in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung mit Leben und Details gefüllt wird.

Auch die fünf Kernbereiche (Naherholungsraum an der Traun, Situierung Ortsplatz und Bahnhof, Entwicklung südlicher Ortskern, Belebung alter Ortskern, Entwicklung Trauneck) sind diskussionswürdig und wichtig. Sie ergeben sich eigentlich sogar von selbst.

Die Veranstaltungen sollten die Bevölkerung in den weiter laufenden Entwicklungsprozess einbinden. Das scheint jedoch nicht gelungen zu sein. Denn bei einem überwiegenden Teil der Anwesenden wurden die Erwartungen nicht erfüllt. Begeisterung war nicht zu spüren, dafür umso mehr Enttäuschung. Viele sprachen von einem weiteren Projekt, das in einer Schublade verschwinden wird.

Das Fehlen eines sogenannten Leuchtturmprojekts, das bei solch großen Vorhaben Begeisterung und Motivation für den weiteren Weg wecken soll, trug ebenfalls nicht zu einer besseren Stimmung bei.

Masterplan - Grünstreifen von Rathaus zur Traun (Plan: Architekturbüro Hinterwirth)

UNGEREIMTHEITEN

Zusätzlich zum Fehlen eines ansprechenden Projekts, welches in kurzer Zeit Realität werden könnte, sorgten einige Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten für Verwunderung und erstauntes Kopfschütteln.

Beispielsweise gab es nach der Brückensperre rasch Diskussionen über eine Adaptierung der Eisenbahnbrücke. Wo bisher illegal gegangen wurde, sollte durch einen Umbau ein legaler Weg über die Traun geschaffen werden. Dies wurde mit Verweis auf Kosten und Machbarkeit abgeschmettert. Plötzlich taucht dies aber zur allgemeinen Verwunderung in Plänen für einen Radweg wieder auf.

Die Verlegung des Ortsplatzes hinter das Rathaus wurde unter anderem damit argumentiert, dass das Bahnhofsgebäude eine Art Lärmschutz gegenüber der Bundesstraße darstellt. Viele Anwesende fragten sich jedoch, ob das auch noch so sein wird, wenn der Bahnhof einem mickrigen Wartehäuschen weichen muss.

Man konnte leider nicht vermitteln, dass all dies eigentlich unwichtig ist, weil es sich nur um ein grobes Konzept handelt, das ohnehin in allen Details veränderbar ist.

Masterplan - Kreuzung Traunbrücke (Plan: Architekturbüro Hinterwirth)

WIE SOLL ES NUN WEITERGEHEN?

Wir nehmen die Enttäuschung und die meist negativen Rückmeldungen sehr ernst! Es zeigt schlicht, dass der Masterplan in dieser Form über keinen Rückhalt in der Bevölkerung verfügt und keine Begeisterung weckt.

Es ist für uns daher sinnlos, diesen Masterplan in der nächsten Gemeinderatssitzung zu beschließen. Wir wollen nicht an der Bevölkerung vorbei entscheiden.

Schuldzuweisungen und den darauf folgenden politischen Kleinkrieg können wir uns sparen. Alle Fraktionen haben der Vergabe und damit der Verfahrensweise zugestimmt. Diesen gescheiterten Versuch haben wir gemeinsam zu verantworten.

ZURÜCK UND WEITER DES WEGES

Das Thema selbst ist aber zu wichtig für Ebensee, um es nun einfach wieder fallen zu lassen. Wagen wir also auch gemeinsam einen neuen Versuch.

Nehmen wir den bisherigen Masterplan und nutzen die gewonnenen Erkenntnisse. Gehen wir zurück zum Start und geben von Beginn an der Bevölkerung die Möglichkeit zur Mitarbeit. Offensive und ausführliche Information muss dabei den Anfang machen.

Warum nicht den Bereich der Traunuferpromenade von der Traunbrücke bis zur Eisenbahnbrücke als Leuchtturmprojekt an den Anfang setzen und als Auftakt für den weiteren Masterplan sehen? Hier drängt ohnehin die Zeit, um rechtzeitig bis zum Beginn der Hochwasserschutzmaßnahmen einen gültigen Gestaltungsplan zu haben. Dieses Vorhaben ist überschaubar, es benötigt keine langfristigen Visionen und kann auch finanziell kurzfristig von der Gemeinde verwirklicht werden.

Wecken wir Begeisterung für ein aktuelles Projekt und führen diese weiter zu einem tragfähigen, mehrheitsfähigen Masterplan für die Ortsentwicklung in Ebensee.

VizeBgmin Franziska Zohner-Kienesberger | GV Hans Schilcher